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Technik, Einrichtung, Segel

in Kürze

Heimkehr in den Elmshorner Hafen 2001

Heute verfügt GLORIA über einen modernen Schiffsdiesel mit 78 kw/106 PS. An Deck erhielt das Schiff ein Rigg mit 109 m² Segelfläche, wie es vermutlich 1898 bestand. Die ehemaligen Laderäume wurden zu zweckmäßigen Kajüten mit insgesamt 8 Kojen umgebaut. Der große Laderaum bietet heute reichlich Sitzplätze und eine Kombüsenecke. Im Heck befindet sich neben dem Motor ein WC-Raum mit Handwaschbecken. Wegen ihrer überproportionalen Breite legt sich GLORIA beim Segeln wenig auf die Seite. Kreuzen gegen den Wind bringt kaum Höhe. Ideales Segeln ist bei seitlichem oder Wind schräg von achtern möglich.


Technik, Einrichtung, Segel


Schiffstyp Einmastiger Frachtewer mit Gaffelsegeln (Giek-Ewer)
Rumpf Stählernes Heckschiff mit flachem Holzboden ohne Kiel, heute in gleicher Form mit Stahlboden
Bauwerft D.W.Kremer & Sohn, Elmshorn
Baujahr 1898, restauriert 2001 - 2008
Fahrtgebiet Niederelbe mit Nebenflüssen, Nord-Ostsee-Kanal, Küstengewässer auf Nord- und Ostsee
Vermessung 1967: Länge über alles 15,48 m, Breite 4,64 m, Tiefgang ohne Zuladung 0,64 m, Tragfähigkeit : 40,583 t
2004: Länge 14,06 m, Länge über alles 15,56 m, Breite 4,65 m, Breite über alles 5,10 m, Seitenhöhe 1,41 m, BRZ 20, NRZ 6
Maschine Vetus-Deutz DT 43, 78 kW ⁄ 106 PS, mit geschlossenem Kühlwasser-Kreislauf über einen Wärmetauscher für warmes Frischwasser sowie einen Flächenkühler innen am Schiffsboden
Tanks Diesel, 440 l, Frischwasser 700 l, Fäkal 500 l
Segelfläche ca 109 m², davon Groß ca. 90 m², Fock 12 m², Klüver ca. 7 m²


Veränderungen nach dem Bau 1898 bis zum Beginn der Restaurierung 2001:

Restaurierung der Ladeluke

1928 wurde GLORIA zur "Motorschute" ohne Mast und Takelage umgebaut. Der Rumpf blieb unverändert, jedoch wurde ein Stevenrohr eingesetzt. Der Motor hatte laut Schiffsregister 25 PS. 1965 wurde der Motor durch einen gebrauchten 50 PS Jastram Schiffsmotor zum Preis von 1.500 DM ersetzt, Typ KRCD-3. 1978 kam ein Deutz 3 Zylinder-Motor mit ebenfalls 50 PS an Bord, der bis zur Restaurierung im Schiff blieb. In den letzten Jahren war er festgerostet und wurde vor der Restaurierung des Schiffes entsorgt.


Mit dem Umbau zur Motorschute wurde die Eignerkajüte im Heck entfernt, um Platz für den Motor zu schaffen. Auch die Kajüte im Vorschiff wurde abgebaut. Der Zeitpunkt hierfür ist nicht bekannt, dürfte aber um 1928 liegen, da GLORIA als META II nur noch im Hafenverkehr eingesetzt wurde und man deshalb zugunsten von mehr Laderaum keine Übernachtungsmöglichkeit an Bord mehr benötigte. Vermutlich ebenfalls um diese Zeit wurde die Pinnensteuerung durch ein Steuerrad ersetzt, das über eine Kette auf den Ruderkoker wirkte.

1978 entfernte man den nach immerhin 80 Jahren sicherlich rotten Holzboden und ersetzte ihn durch einen Stahlboden. Ebenfalls wurden die hölzernen Seitenteile des Laderaumes an Deck und eine Schiebeluken-Konstruktion in Stahl erneuert.




Die Restaurierung 2001 - 2008

An Deck

Der fertige Mast

An den Stagen und am Mast mussten die heute erforderlichen Antennen und das Schiffshorn möglichst unauffällig angebracht werden.


Die Steuerung des Schiffes erfolgt nach Entfernen des Steuerrades wieder mittels direkt auf das Ruderblatt wirkender Pinne. Das Ankerspill stammt von 1955, da das alte Ankerspill nicht mehr vorhanden war. Die Seitenschwerter wurden 2007 nach alten Mustern neu angefertigt. Aus Sicherheitsgründen werden sie mit neuen Winschen betätigt.


Die Beschläge am Mast, die auf dem Foto zu sehen sind, sind handgeschmiedete Maßanfertigungen.

Der Mast wird eingesetzt

Üblicherweise verfügten die Ewer über ein Nachthaus. Das wird auch bei der GLORIA nicht anders gewesen sein. Heute haben wir im Nachthaus neben dem Magnet-Kompass auch Anzeigen unter anderem für den Motor, GPS-Daten zur Geschwindigkeit über Grund und Ortsbestimmung, Echolot sowie Bedienknöpfe für das Horn, die Motorraum-Löschanlage sowie den Generalalarm installiert. An der Seite ist neben dem Gashebel mit Getriebeschaltung auch die Absperrung für die Zuleitung von Treibstoff zum Motor angebracht


Die wasserdichte und begehbare, traditionell verschalkte Laderaumabdeckung erfolgt mit einer Ladeplane aus Kunststoff über Brettern. Das Deck ist wie die gesamte Außenhaut der GLORIA aus Stahl.



Inneneinrichtung

Das Heck während der Restaurierung

Am 8. November 2008 war die Restaurierung der GLORIA abgeschlossen und sie konnte zu einer Probefahrt unter Segeln starten.


Die im Original 1898 kahlen stählernen Bord-Innenwände verkörpern mit Ausnahme des Hecks keinen historischen Wert. Im Heck wurde deshalb darauf geachtet, die im Original erhaltene, beeindruckende Konstruktion sichtbar zu erhalten. Ansonsten galt es auch im Heck der GLORIA, das Schiff für seinen neuen Zweck als Traditionsschiff nutzbar zu machen. Hierzu gehören im Heck das elektrisch betriebene WC sowie ein Handwaschbecken mit fließend kalt und warm Wasser. Das Warmwasser wird über einen Wärmetauscher in einem Boiler mit dem Kühlwasser des geschlossenen Kühlkreislaufes gewonnen. Der Boiler kann auch über Landstrom erwärmt werden


Im Heck sind außerdem die zentrale Elektro-Schalttafel und verschiedene Anzeigegeräte angebracht. Im Motorraum befinden sich neben dem Motor ein Dieseltank für ca. 440 l sowie ein Fäkaltank für ca. 500 l.

Die Kajüte mit Sitzbänken für 20 Personen

Ringsum erhielt der Laderaum gepolsterte Sitzbänke. An der Bordwand lassen Bullaugen Licht einströmen. Bei schlechtem Wetter bietet die Kajüte die Möglichkeit, an den Tischen sitzend den Kaffee und Kuchen zu genießen oder ein Spiel zu spielen.

Die Sitzbänke können mit wenigen Handgriffen in fünf Kojen mit dem Ausmaß von Betten von ca. 90 x 200 cm verwandelt werden. Unter den Bänken befindet sich Stauraum.


Im Vorschiff wurden drei Kojen von ca. 90 x 200 cm eingebaut, neben allerlei Regalen für Schiffsausrüstung und persönliche Gegenstände der Crew. Der Zugang zu allen Innenräumen erfolgt über hölzerne Schiffsleitern.


Selbstverständlich sind alle Kojen ebenso wie die Räume mit elektrischem Licht ausgerüstet. Die Bordspannung beträgt 12 V, bei Landstromversorgung sind auch Haushaltsanschlüsse mit 220 V Wechselstrom verfügbar.

In der Kombüsenecke

Der ehemalige Laderaum wurde mit einer Kombüsenecke versehen. Hierzu gehören ein Kühlschrank, ein 3-flammiger Gasherd sowie ein Spülbecken mit warm und kalt Wasser. Hier werden der Kaffee, Tee und einfache Gerichte zubereitet.


Über der Kombüsenecke befindet sich ein Skylight.



Unter Segeln

Jungfernfahrt 2008

Die Segelfläche beträgt insgesamt ca. 109 m², davon ca. 90 m² Großsegel, ca. 12 m² Focksegel und ca. 7 m² Klüversegel. Die Segel sind aus weißem Kunststoff, um das Gewicht geringer zu halten als es bei den traditionellen Baumwoll-Segeln der Fall gewesen wäre. Trotzdem sind zum Hissen der Segel in der Regel mindestens drei Personen erforderlich. Aus Sicherheitsgründen wurde das Großsegel mit Lazyjacks versehen, mit denen beim Segelbergen die Gaffel an unkontrolliertem Schwingen und das Segeltuch am Auswehen gehindert werden. Der Großbaum liegt - wenn nicht gesegelt wird - achtern auf einem Zepter auf, kann aber auch mittels einer Talje fixiert werden.


Deutlich wurde, dass das Segeln mit der GLORIA nicht mit dem auf einer modernen Yacht zu vergleichen ist. Zwar sind alle Bedienteile ebenfalls von Deck aus zu erreichen, wie bei Ewern üblich. Zusammengefasst ist aber ein deutlich intensiveres Eingehen darauf erforderlich, was "das Schiff will". Hierzu braucht man eine gewisse Lässigkeit, Geduld und sehr viel Fingerspitzengefühl. Dafür lohnt sich das moderne "Zupfen am Segel" zur optimalen Einstellung kaum. Gegen den Wind anzukreuzen ist sehr wenig erfolgreich. Vor dem Wind empfiehlt sich hingegen das Kreuzen, um eine stabilere Lage zu erzielen. Bei optimalem seitlichem bis raumem Wind von ca. 5 Bft. erreichte die GLORIA in stehendem Wasser eine Geschwindigkeit von bis zu 7 kn. Auffallend ist auch dann der geringe Krängungswinkel, bedingt durch die große Breite des Schiffsrumpfes von 4,65 m im Verhältnis zu seiner Länge von 14,06 m. Der nach wie vor völlig flache Boden ohne Ansatz irgendeines Kiels führt trotz der Seitenschwerter zu einem kräftigen seitlichen Versatz und hieraus resultierend einem großen Winkel zwischen der tatsächlichen Fahrtrichtung und der Mittellinie des Schiffes.

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